Anreise & Startpunkt
Unsere Wanderung begann an unserer Unterkunft H18 in Horta. Von dort fuhren wir mit dem Mietwagen in etwa 20 Minuten zum Caldeira do Faial, dem mächtigen Vulkankrater im Zentrum der Insel. Der Parkplatz liegt nahe des Miradouro da Caldeira, wo sich bereits der erste atemberaubende Blick in den 2 km breiten und 400 m tiefen Krater öffnete.
Geologie des Caldeira – Ein schlafender Riese
Der Caldeira do Faial entstand vor etwa 16.000 Jahren durch einen gewaltigen Kollaps des Vulkansystems nach einer explosiven Eruption. Heute ist der Krater ein geschütztes Naturreservat mit folgenden Besonderheiten:
- Kraterboden: Eine fast perfekte runde Ebene, bedeckt mit dichtem Hochmoor und kleinen Seen.
- Kraterwände: Steil abfallende, von vulkanischen Schichten geprägte Hänge mit erkennbaren Lavaströmen.
- Sekundärvulkane: Am Rand finden sich kleinere Schlackenkegel, die bei späteren Ausbrüchen (zuletzt 1672) entstanden.
Botanik – Ein Paradies für endemische Pflanzen
Die Vegetation rund um den Krater ist ein einzigartiges Beispiel für azoreanische Hochlandflora:
- Endemische Arten:
- Azoren-Ginster (Cytisus azoricus) – leuchtend gelbe Blüten, nur auf den Azoren.
- Hochmoor-Binsen (Juncus effusus azoricus) – wächst in feuchten Senken.
- Sumpf-Pippau (Crepis capillaris) – eine seltene, gelb blühende Pflanze.
- Moorvegetation:
- Der Kraterboden ist von Torflagern bedeckt, die sich über Jahrtausende bildeten.
- Moos- und Flechtenteppiche überziehen die Lavabrocken.
- Waldgürtel:
- Am Kraterrand dominieren japanische Zedern (Cryptomeria japonica), die im 19. Jh. zur Holzgewinnung angepflanzt wurden.
Tierwelt – Vögel, Insekten & mehr
Obwohl Säugetiere auf Faial selten sind, ist der Caldeira ein Hotspot für Vögel und wirbellose Tiere:
- Brütende Vogelarten:
- Azoren-Bussard (Buteo buteo rothschildi) – eine endemische Unterart des Mäusebussards.
- Buchfink (Fringilla coelebs moreletti) – eine azoreanische Unterart mit kräftigerem Gesang.
- Kanarengirlitz (Serinus canaria) – wildlebende Verwandte des Kanarienvogels.
- Insekten & Wirbellose:
- Azoren-Schmetterlinge (Pieris brassicae azorensis) – eine helle Unterart des Kohlweißlings.
- Endemische Schnecken (Oxychilus spp.) – leben in feuchten Moospolstern.
- Spinnen (Turinyphia cavernicola) – Höhlenbewohner in Lavaspalten.
Die Wanderung – Ein detaillierter Verlauf
1. Abschnitt: Vom Parkplatz zum höchsten Punkt (30 Min.)
- Der Weg führt zunächst steil bergan durch einen dichten Cryptomeria-Wald.
- Nach etwa 20 Minuten erreicht man den Kraterrand und hat einen 360°-Blick über Faial und bei gutem Wetter bis nach Pico.
2. Abschnitt: Kraterumrundung (2,5–3 Std.)
- Der Talus-Hang (Geröllfeld) am Rand ist mit Lavabrocken übersät – Trittsicherheit erforderlich!
- Immer wieder öffnen sich Aussichtspunkte in den Krater, wo wir Fotos von der Vegetation und den Vögeln machten.
- Besonders faszinierend: Wasseraustritte an den Kraterwänden, die kleine Quellmoore speisen.
3. Abschnitt: Rückkehr (1 Std.)
- Der letzte Teil führt durch offenes Grasland, wo man Bussarde bei der Jagd beobachteten kann.
- Kurz vor dem Parkplatz passierten wir eine verlassene Viehweide – Zeugnis der früheren landwirtschaftlichen Nutzung.
Fazit: Warum diese Wanderung einzigartig ist
- Geologisches Highlight: Einer der bestenhaltensten Vulkankrater der Azoren.
- Botanische Raritäten: Ein Freiluftlabor für Endemiten.
- Ornithologisches Paradies: Ideal für Vogelbeobachtungen.
- Fotogene Szenerie: Dramatische Wolkenformationen, moosbewachsene Lavafelder und weite Blicke.
Tipps für Wanderer:
✔ Festes Schuhwerk (viele lose Steine!)
✔ Windjacke (am Kraterrand oft starker Wind)
✔ Fernglas für Vogelbeobachtungen
✔ Genug Zeit einplanen – wir brauchten 4 Std. mit vielen Stopps.