Es ist wieder einer dieser Sonntage, an denen der Himmel strahlt, die Stadt angenehm ruhig wirkt und uns die Fahrräder fast wie von selbst hinaustragen. Die Temperaturen sind mild, der Fahrtwind erfrischend – perfekte Bedingungen für einen Streifzug durch Münchens kreative Ecken. Und genau das hatten wir vor: eine kleine Street Art Safari, wie wir sie liebevoll nennen.
Schon seit Jahren haben wir einige Lieblingsorte, an denen sich die Münchner Graffiti- und Urban-Art-Szene regelmäßig austobt. Orte, die sich ständig verändern. Manche Werke verschwinden nach wenigen Wochen wieder, andere halten sich jahrelang. Und manchmal, da ist eine Wand einfach neu geboren – mit einem Motiv, das hängen bleibt. Im Kopf. Im Herzen. Und natürlich auf der Speicherkarte.
Auf bekannten Wegen – mit neuem Blick
Wir starteten im Westend, dort wo das kreative München pulsiert und sich schon an vielen Fassaden die Farbvielfalt zeigt. Weiter ging’s entlang der Donnersbergerbrücke, wo sich unter der Bahntrasse immer wieder neue Kunstwerke entdecken lassen. Manche düster und gesellschaftskritisch, andere verspielt und farbenfroh – ein echtes Freilichtmuseum, das niemals stillsteht.
Was uns besonders auffiel: Einige Orte, die wir zuletzt vor zwei Jahren besucht hatten, waren nun komplett neu gestaltet. Aus einem alten Schwarz-Weiß-Porträt wurde ein knallbunter Comicstil. Ein ehemals politischer Slogan wich einem überdimensionalen Phönix in Lila- und Orangetönen. Besonders das neue Piece an der Viehhof-Mauer ließ uns länger verweilen – kraftvoll, detailverliebt und mit einem Hauch Melancholie.
Die Stadt als Leinwand
Was uns an Street Art so fasziniert, ist ihre Direktheit. Keine Galerie, kein Eintritt, keine Etikette – einfach Kunst mitten im Alltag. Für jeden zugänglich. Für viele überraschend. München bietet in dieser Hinsicht mehr, als man denkt. Natürlich denken viele zuerst an Berlin, wenn es um urbane Kunst geht, aber München holt auf. Und zwar gewaltig – wenn man weiß, wo man suchen muss.
Von der Tumblingerstraße an der Isar bis hoch zur Dachauer Straße in Moosach, von der Unterführung am Candidplatz bis hinunter ins Schlachthofviertel – überall finden sich Werke, die Geschichten erzählen. Geschichten von Protest und Hoffnung, von Heimat und Fernweh, von Kultur, Kritik und Kreativität.
Kleine Entdeckungen, große Wirkung
Auf unserer Tour fanden wir auch einige neue Spots, die wir bislang übersehen hatten. Ein liebevoll gemaltes Faultier auf einer Stromkasten-Tür, ein winziger Aufkleber mit Ironie pur, und ein wunderschön detailliertes Mural an einem unscheinbaren Hinterhof – so viel Kunst, so viel Ausdruck, und alles mitten im Stadtrauschen verborgen.
Natürlich waren auch die Klassiker dabei: Die „Love is not a crime“-Wand, die bunt bemalten Pfeiler an der Wittelsbacherbrücke, und das scheinbar ewig wachsende Mosaik an der Schwanthalerhöhe.
Und genau das ist es, was uns immer wieder antreibt: Das Gefühl, dass man in dieser Stadt nie ausgelernt hat. Dass es immer noch eine Ecke mehr gibt, einen neuen Blickwinkel, ein Bild, das berührt.
Fazit: Radeln, schauen, staunen
Nach gut drei Stunden waren wir wieder zuhause – mit müden Beinen, aber glücklichen Herzen. Die Kamera war voll, der Kopf voller Eindrücke. München hat uns wieder einmal gezeigt, wie lebendig es ist. Und wie viel sich in nur zwei Jahren verändern kann.
Wir freuen uns schon auf die nächste Tour. Denn eines ist sicher: In dieser Stadt ist keine Wand für immer – und genau deshalb kommen wir immer wieder zurück.