Ein Ort zwischen Himmel und Erde – Mein Besuch im Santuari de Sant Salvador

Mallorca ist voller Überraschungen. Abseits der belebten Strände, fernab von Hotelanlagen und Trubel, stößt man auf Orte, die nicht nur durch ihre Schönheit, sondern auch durch ihre Geschichte beeindrucken. Einer dieser Orte ist das Santuari de Sant Salvador, ein ehemaliges Kloster hoch oben auf dem Puig de Sant Salvador, einem 509 Meter hohen Berg nahe Felanitx im Osten der Insel. Was mich dort erwartete, übertraf all meine Vorstellungen.

Der Weg zum Himmel – Aufstieg zum Puig de Sant Salvador

Der Weg hinauf beginnt schon unterhalb des Berges in Felanitx. Wer es sportlich mag, nimmt das Fahrrad oder wandert. Für alle anderen schlängelt sich eine gut ausgebaute Serpentinenstraße in zahlreichen Kurven nach oben. Allein die Anfahrt ist ein Erlebnis: Immer wieder eröffnen sich neue Perspektiven auf die mallorquinische Landschaft – Mandelhaine, Felder, Olivenbäume und in der Ferne das schimmernde Blau des Meeres.

Mit jeder Kehre wird die Luft klarer, der Wind stärker, und man spürt: Man nähert sich einem besonderen Ort. Schon aus der Ferne sieht man das große weiße Kreuz, das über der Landschaft thront – ein Symbol für die religiöse Bedeutung dieses Berges, aber auch ein Wahrzeichen für alle, die unterwegs sind zum Santuario.

Ankunft auf dem Gipfel – Stille, Wind und Weitblick

Oben angekommen öffnet sich ein weites Plateau. Die Stille ist fast greifbar, nur der Wind pfeift sanft um die alten Mauern des Klosters. Der Blick von hier ist atemberaubend. Weit reicht das Auge über die sanften Hügel des Ostens, das Umland von Felanitx, die Küste – an klaren Tagen sieht man bis nach Cabrera. Es ist einer dieser Momente, in denen man unwillkürlich innehält, die Augen schließt und einfach nur atmet.

Neben dem Hauptgebäude steht eine monumentale Christusstatue auf einer Säule – fast 40 Meter hoch. Sie wurde 1934 errichtet und zeigt Christus mit ausgebreiteten Armen, wie er den Segen über das Land gibt. Die Statue ist ein beliebter Fotopunkt – aber auch ein stiller Wächter über die Jahrhunderte alte Geschichte dieses Ortes.

Geschichte und Spiritualität – Das Santuari de Sant Salvador

Die Ursprünge des Santuario reichen bis ins Jahr 1348 zurück, als die Pest Mallorca heimsuchte. Damals wurde auf dem Gipfel eine Kapelle errichtet – als Ort der Hoffnung und des Gebets. Im Lauf der Jahrhunderte entwickelte sich daraus ein bedeutender Wallfahrtsort. Besonders der heilige Jakobus (Sant Jaume) wurde hier verehrt – er galt als Schutzpatron der Pilger.

Im 15. Jahrhundert wurde das heutige Kloster gebaut, das später immer wieder erweitert und renoviert wurde. 1931 wurde das Santuari de Sant Salvador schließlich zum spanischen Nationaldenkmal erklärt, was seine kulturelle und spirituelle Bedeutung unterstreicht. Noch heute zieht der Ort Gläubige, Suchende und Reisende aus aller Welt an.

Beim Betreten der Kirche ist die Atmosphäre sofort spürbar. Der Raum ist schlicht, aber würdevoll. Goldene Elemente, Heiligenstatuen und das warme Licht, das durch die kleinen Fenster fällt, verleihen dem Innenraum etwas Zeitloses. Es ist kein Prunk, der hier beeindruckt, sondern die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt.

Ein Ort der Einkehr – Übernachten im Kloster

Was viele nicht wissen: Man kann im Santuari de Sant Salvador auch übernachten. In den alten Mönchszellen, schlicht aber gemütlich renoviert, gibt es heute einfache Zimmer für Besucher, die länger bleiben möchten. Und das ist eine Erfahrung für sich: Morgens aufstehen mit dem ersten Licht über den Bergen, abends den Sonnenuntergang über der Ebene von Felanitx erleben – ohne die Tagesbesucher, in völliger Stille.

Das angeschlossene kleine Restaurant/Café bietet mallorquinische Küche und eine Terrasse mit fantastischem Ausblick. Ein Kaffee auf 509 Metern Höhe, mit Blick bis zum Horizont – das ist Luxus in seiner ehrlichsten Form.

Der Kreuzweg und die Kapelle – Wandern mit Aussicht

Ein besonderes Highlight ist auch der Cami del Rosari, ein Kreuzweg, der in Form von 14 kleinen Kapellen vom Fuße des Berges bis zum Santuari führt. Wer zu Fuß geht, kann diese spirituelle Reise intensiv erleben – sei es aus religiösen Gründen oder einfach als bewusste, meditative Wanderung durch die Natur.

Ein Stück unterhalb des Gipfels befindet sich zudem die kleine Kapelle „Creu des Picot“, die mit dem bekannten weißen Steinkreuz auf einem Felsvorsprung markiert ist. Von dort aus hat man einen der besten Blicke auf das Umland – besonders zum Sonnenaufgang und -untergang. Ein Platz für stille Gedanken.

Ein Kraftort – auch ohne religiösen Bezug

Was mich persönlich am meisten berührt hat, war die Ruhe, die dieser Ort vermittelt. Man muss nicht religiös sein, um sich vom Santuari de Sant Salvador tief angesprochen zu fühlen. Es ist diese Mischung aus Natur, Geschichte und menschlichem Streben nach Sinn, die diesen Ort so einzigartig macht.

Ob man nun Pilger ist, Fotograf, Wanderer oder einfach nur neugieriger Reisender – man verlässt diesen Ort anders, als man gekommen ist. Gelassener. Klarer. Geerdeter.

Fazit – Ein Besuch, der bleibt

Das Santuari de Sant Salvador ist für mich einer der magischsten Orte auf Mallorca. Es vereint die stille Kraft eines spirituellen Rückzugsorts mit der Schönheit der Natur und dem Reichtum der Geschichte. Der Blick vom Gipfel, die schlichte Kirche, die Christusstatue, die Abendsonne über den Hügeln – all das bleibt im Gedächtnis.

Wer Mallorca wirklich erleben will, sollte sich Zeit nehmen, um diesen besonderen Ort zu besuchen. Nicht nur für ein Foto, sondern für ein paar Stunden der Ruhe, Einkehr und des Staunens.