Nach den spektakulären Tagen auf São Miguel flogen wir weiter nach Pico, der zweitgrößten Insel der Azoren. Pico ist geprägt vom gleichnamigen Vulkan Ponta do Pico (2.351 m), dem höchsten Berg Portugals. Die Insel besticht durch ihre raue Schönheit – Lavafelder, mystische Kraterseen und eine einzigartige Kulturlandschaft, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Tag 6: Ankunft & erste Erkundungen im Nordosten

1. Lighthouse Ponta da Ilha

Unser erster Stopp war der Leuchtturm Ponta da Ilha im Nordosten Picos. Der 1946 erbaute Turm markiert eine der exponiertesten Stellen der Insel. Die Gegend ist geprägt von basaltischen Lavaströmen, die bei Ausbrüchen im 18. Jahrhundert entstanden.

Wissenschaftlicher Hintergrund:

  • Die Lavaformationen hier stammen vom Vulkan Cabeço do Fogo (1720).
  • Die scharfkantigen ʻAʻā-Lavafelder sind typisch für schnell fließende, zähflüssige Lava.

Tipp:

  • Bei klarem Wetter sieht man die Nachbarinsel São Jorge.
  • Vorsicht bei starkem Wind – die Klippen sind ungesichert!

2. Lagoa do José Inácio

Ein kleiner, aber faszinierender Vulkankrater-See, umgeben von üppiger Vegetation. Der See entstand durch phreatomagmatische Explosionen (Zusammenwirken von Magma und Grundwasser).

Besonderheit:

  • Das Wasser ist leicht sauer (pH ~5) und beherbergt seltene Süßwasseralgen.

Tag 7: Im Herzen der Caldera – Geheimnisvolle Seen & Höhlen

3. Caldeira (Zentralkrater)

Die Caldeira do Pico ist ein 5 km breiter Einbruchskrater mit mehreren Sekundärvulkanen. Sie entstand vor etwa 15.000 Jahren durch einen Kollaps des Magmareservoirs.

Geologische Highlights:

  • Lagoa do Peixinho & Lagoa da Rosada: Zwei kleine Seen, die durch Regenwasser gespeist werden.
  • Lagoa do Caveiro: Ein abgelegener See in einem Maar-Krater (Explosionskrater).

Geschichtliches:

  • Früher nutzten Bauern die Caldera als Weideland – heute ist sie ein geschütztes Biosphärenreservat.

4. Miradouro de Meia Encosta

Ein Aussichtspunkt mit Panoramablick über die Südküste und die Weinberge von Criação Velha (UNESCO-Welterbe).

Kulturhistorische Bedeutung:

  • Die „Currais“ (Lavasteinmauern) schützen die Reben vor Wind und Salz.
  • Der Verdejo-Wein von Pico war im 19. Jh. ein Exportschlager nach Europa.

Tag 8: Westküste – Lavagrotten & Naturschwimmbecken

5. Ponta da Rocha & Bomba da Prainha

  • Ponta da Rocha: Ein Lavadelta mit spektakulären Brandungspools.
  • Bomba da Prainha: Eine historische Wasserschöpfstation (1880), die einst Dampfschiffe versorgte.

Technikgeschichte:

  • Die „Bomba“ nutzte vulkanische Geothermalenergie – eine frühe Form nachhaltiger Technik!

6. Furna do Frei Matias

Eine 500 m lange Lavaröhre, die vor ~1.500 Jahren entstand. Benannt nach einem Franziskanermönch, der hier angeblich meditierte.

Speläologische Fakten:

  • Die Höhle weist Lavastalaktiten und Perlen (Lavablasen) auf.
  • Heimat seltener Höhlenspinnen (Turinyphia cavernicola).

7. Piscinas Naturais do Cabrito

Natürliche Lavabecken mit kristallklarem Meerwasser. Ideal für ein erfrischendes Bad!

Entstehung:

  • Die Becken formten sich, als Lava ins Meer floss und sich durch die Abkühlung verfestigte.

Tag 9: Die vergessenen Seen im Hochland

8. Lagoa do Capitão & Lagoa do Paúl

  • Lagoa do Capitão: Der größte See Picos, gespeist von Niederschlag.
  • Lagoa do Paúl: Ein verlandeter See, heute ein Hochmoor mit seltenen Azoren-Ginster.

Ökologische Bedeutung:

  • Wichtiges Rückzugsgebiet für Zugvögel wie den Mäusebussard (Buteo buteo).

9. Moinho do Frade

Ein restaurierter Windmill aus dem 19. Jh., der einst der Mehlproduktion diente.

Historische Nutzung:

  • Die Windmühlen Picos waren entscheidend für die autarke Versorgung der Insel.

Fazit: Picos ungezähmte Vulkanseele

  • Geologisches Freiluftmuseum: Von Lavahöhlen bis zu Kraterseen.
  • UNESCO-Kulturlandschaft: Die Weinbau-Terrassen sind einzigartig.
  • Wenig Touristen: Abseits der Hauptattraktionen herrscht absolute Stille.

Nächste Station: Ilha do Faial! (Fortsetzung folgt…)