Das Frühstück war schnell Geschichte. Frisch gestärkt, mit gepacktem Rucksack und einer ordentlichen Portion Neugier machten wir uns auf den Weg. Die Sonne stand noch tief, ein sanfter Wind wehte vom Meer herüber, und man konnte bereits spüren: Heute wird ein schöner Tag.

 

Nach zwei Jahren, in denen uns Corona ausgebremst hatte, fühlt sich jeder kleine Ausflug nun wie ein Stück wiedergewonnene Freiheit an. Wir haben uns lange Zeit bewusst zurückgenommen – aus Rücksicht, aus Verantwortung, aus dem Bedürfnis, gesund zu bleiben. Aber jetzt ist sie wieder da, die Lust aufs Unterwegssein, auf das Entdecken, Staunen und Spüren. Keine Fernreise, kein großes Abenteuer – aber ein Ort, der sich genau richtig anfühlt.

 

Ein stiller Ort am Morgen – Castell de la Punta de n’Amer

Unser Ziel am frühen Vormittag war das Castell de la Punta de n’Amer, eine kleine Festung aus dem Jahr 1693, gelegen in einem Naturschutzgebiet zwischen Cala Millor und Sa Coma an der Ostküste Mallorcas. Ein geschichtsträchtiger Ort, umgeben von Pinien, duftender Macchia und wilden, zerklüfteten Küstenpfaden.

 

Wir waren früh genug dort – und das war ein Segen. Kaum jemand war unterwegs. Die alten Mauern lagen still in der Morgensonne, nur ein paar Vögel kreisten über der Turmspitze. Die Festung selbst wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, fast zurückhaltend. Doch je länger man dort verweilt, desto mehr entfaltet sie ihren Reiz: der raue Stein, der fest im Boden verwurzelt scheint, die kleinen Fenster, durch die einst Späher das Meer beobachteten, und die schmale Wendeltreppe, die hinaufführt zur Aussichtsebene.

Von oben hat man einen wunderbaren Rundblick über das Naturschutzgebiet, das glitzernde Mittelmeer und bei klarem Wetter bis hin zur Halbinsel Artà. Ein stiller, erhabener Moment – einer dieser Augenblicke, in denen man tief durchatmet und einfach nur ist.

Nach und nach kamen mehr Menschen. Familien, Spaziergänger, Radfahrer. Doch es blieb angenehm, nicht überlaufen. Man spürte förmlich, wie der Tag langsam in Gang kam.

 

Ein unerwarteter Fund – Der geheimnisvolle Höhleneingang

Auf dem Rückweg, etwas abseits des Hauptweges, fiel uns ein kleiner Pfad ins Auge. Neugierig wie wir sind, folgten wir ihm – und stießen auf etwas Unerwartetes: einen Höhleneingang, kaum sichtbar zwischen Felsen und Sträuchern. Kein Schild, keine Hinweise, nur ein dunkler Schlund im Gestein, der sich in den Hügel hineinzieht.

Sofort war unser Entdeckergeist geweckt. Wir warfen einen kurzen Blick hinein – kühl, feucht, ein leicht modriger Geruch. Viel weiter gingen wir erstmal nicht. Ohne Licht und Ausrüstung wollten wir nichts riskieren. Aber die Neugier ist groß, und wir haben uns fest vorgenommen: Die Höhle wird in den nächsten Tagen erkundet.

Das Spannende: Wir konnten online kaum Informationen darüber finden. Keine Bilder, keine Erwähnungen. Vielleicht ist es wirklich ein versteckter Ort, ein Stück unberührtes Mallorca, das darauf wartet, entdeckt zu werden.

 

Wieder unterwegs – Und dankbar dafür

Auf dem Rückweg zum Quartier sprachen wir kaum – nicht aus Müdigkeit, sondern aus diesem stillen Einvernehmen, das sich einstellt, wenn man etwas Schönes erlebt hat. Der Tag hatte uns nicht nur einen historischen Ort, sondern auch ein Stück echtes Reisegefühl zurückgegeben.

Nach all den Monaten der Zurückhaltung, dem Stillhalten, dem Abwarten, fühlt es sich gut an, wieder draußen zu sein, die Welt mit eigenen Augen zu sehen, Wege zu gehen, bei denen man nicht weiß, was hinter der nächsten Kurve wartet.


Fazit des Tages: Ein ruhiger Start in unseren kleinen Urlaub, aber einer voller Eindrücke. Das Castell de la Punta de n’Amer war der perfekte Ort, um sanft wieder im Unterwegssein anzukommen. Und die Höhle? Die bleibt im Kopf – als Versprechen an die nächsten Tage.