Es gibt sie noch, die Orte, an denen man der Natur ganz nahe kommt, ohne viele Worte, ohne Trubel, ohne Eintritt. Die Aschauer Klamm, südlich von Schneizlreuth im Berchtesgadener Land, ist genau so ein Ort. Versteckt in einem idyllischen Tal und eingebettet in das gleichnamige Naturschutzgebiet Aschau, wartet sie auf all jene, die bereit sind, dem Aschauer Bach zu folgen – und dem Klang des Wassers, das sich durch Fels und Wald seinen Weg bahnt.
Anreise zum Haiderhof – Der Weg ist Teil des Ziels
Unsere Tour beginnt früh am Morgen. Das Licht ist weich, der Himmel klar – perfektes Wetter für eine Wanderung. Die Anfahrt führt uns von Schneizlreuth auf kleinen Straßen zum Haiderhof, einem abgelegenen Weiler, der gleichzeitig als Startpunkt in die Klamm dient. Die letzten Kilometer über eine schmale, geschwungene Straße durch Wälder und über Wiesen sind ein kleines Abenteuer für sich – aber wunderschön. Wir parken dort, wo sich Wald und Wiesen treffen, schnüren die Wanderschuhe und machen uns auf den Weg.
Ein Tipp vorweg: Frühmorgens ist die beste Zeit für diese Tour. Nicht nur, weil man die Klamm fast für sich allein hat, sondern auch, weil das Licht zwischen den Bäumen besonders magisch wirkt, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Wasserlauf berühren.
Der Weg durch die Klamm – Natur hautnah
Vom Haiderhof aus folgen wir dem Aschauer Bach, der sanft plätschernd zu unserer Rechten liegt. Der Pfad ist schmal, aber gut begehbar. Mal führt er über Stege, mal über Wurzeln, mal entlang steiler Hänge. Immer wieder bleiben wir stehen – nicht, weil der Weg besonders fordernd wäre, sondern weil es so viel zu sehen gibt.
Die Aschauer Klamm selbst ist etwa 2,5 Kilometer lang und verläuft auf einer Höhe von rund 650 Metern. Auf dem Weg durchquert man eine Höhendifferenz von etwa 150 Metern – stetig, aber nie wirklich steil. Der Bach gräbt sich hier durch felsiges Gelände, bildet kleine Wasserfälle, Gumpen und Stromschnellen. Die Vegetation ist sattgrün, Moose bedecken Steine, Farne säumen den Weg. Vögel zwitschern, Wasser rauscht – sonst hört man nichts.
Trotz der Ursprünglichkeit wirkt die Klamm nie wild oder bedrohlich, sondern vielmehr sanft und friedlich. Ein idealer Ort zum Innehalten.
Zielpunkt: Die Aschauer Klause
Nach gut einer Stunde erreichen wir das Ende der Klamm – die Aschauer Klause, eine ehemalige wasserbauliche Anlage, die einst zur Holztrift genutzt wurde. Heute ist sie ein stiller Ort mit einem kleinen Stausee, umgeben von Wald und Bergen. Hier lohnt sich eine Pause – die Stimmung ist ruhig, fast mystisch. Die alten Mauern der Klause erzählen von einer Zeit, als das Wasser noch ganz praktisch gezähmt und genutzt wurde, nicht nur bewundert.
Rückweg oder Weiterwanderung?
An diesem Punkt hat man die Wahl: Wer es gemütlich mag, geht den gleichen Weg zurück – die Perspektive ist eine andere, und oft nimmt man auf dem Rückweg neue Details wahr. Wer mehr möchte, kann ab hier weiter in den Wald hineinwandern, etwa Richtung Reiter Alm oder auf einen der umliegenden Höhenwege. Der Pfad führt dann bergauf, teils steiler, und ist eine schöne Erweiterung für geübte Wanderer.
Fazit – Eine stille Perle im Berchtesgadener Land
Die Aschauer Klamm ist keine Touristenattraktion mit Souvenirladen und Infozentrum – zum Glück. Sie ist ein echtes Stück Natur, wie es sie nur noch selten gibt. Wer sie durchwandert, merkt schnell: Hier ist nichts Inszeniertes, alles echt, wild gewachsen, still und ursprünglich.
Wer eine kurze, aber eindrucksvolle Wanderung sucht, die durch eine Schlucht, entlang eines klaren Baches und in eine fast vergessene Kulturlandschaft führt, wird hier fündig. Besonders schön: Die Klamm ist ganzjährig begehbar – bei trockener Witterung auch im Frühling und Herbst ein Erlebnis. Nur bei Regen sollte man vorsichtig sein, da der Pfad dann stellenweise rutschig wird.